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Fuehrung 13 11 2022 gross

Legungen 2015

Obere-Torstraße 1 – 3 Stolpersteine

MAIER Emil, geb. 16.08.1879 in Ettlingen, Kaufmann, Pferdehändler, Heirat Helena Süßel am 21.07.1910 in Speyer, kam am 23.04.1906 nach Kuppenheim (aus Ettlingen, Pforzheim). Durch den allgemeinen Rückgang der Landwirtschaft ging der Pferdehandel des Emil Maier in den 30er Jahren zurück, wodurch die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Emil übte dann bis zu seiner Auswanderung die Tätigkeit eines Kaffeereisenden aus. Emil war Teilnehmer des 1. Weltkrieges, Synagogenvorsteher in Kuppenheim, am 06.10.1938 Emigration nach Chicago, gestorben in den 70er Jahren

MAIER Helene, geb. Süßel, geb. 13.11.1878 in Speyer, Heirat Emil Maier + Helena Süßel am 21.07.1910 in Speyer, am 06.10.1938 Emigration nach Chicago

MAIER Johanna, geb. 21.05.1911, Eltern: Maier Emil + Helene, Emigration nach Chicago am 14.01.1935
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Friedrichstraße 94
4 neue Stolpersteine
für die Familie Alfred MAIER

1 Stolperstein vorhanden: In der Friedrichstraße 94 liegt bereits ein Stolperstein für Mina Maier,  die am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurde und dort am 08.09.1941 verstarb. Mina Maier wurde am 23.03.1873 in Kuppenheim geboren. Der Vater Isaias Maier war von Beruf Pferdehändler und stammte aus Malsch. Die Mutter Esther Elise Dreifuß war in Kuppenheim geboren und lebte in der Viktoriagasse. Mina besaß ein kleines Wohnhaus im hinteren Teil der Friedrichstraße 94. Drei Brüder von Mina Maier wanderten bereits in den 1880er Jahren in die USA aus.


Vier weitere Steine folgen für den Pferdehändler Alfred Maier, Teilnehmer des 1. Weltkrieges mit mehreren Auszeichnungen, sowie für seine Ehefrau Mathilde und deren Kindern  Fritz Isack und Emilie Sofie.

Alfred Maier wurde am 09.06.1877 in Malsch geboren. Am 10.12.1961 verstarb er in New York. Am 02.04.1907 heiratete Alfred Maier die am 10.12.1961 in Königsbach geborene Mathilde Wolf. Die Eheleuten Alfred und Mathilde Maier emigrierten um die Jahreswende 1938/1939 in die USA. In den Unterlagen finden sich zwei Daten: 06.10.1938 und 23.01.1939. Dem Sohn Fritz Isack, geb. am 07.101940 in Kuppenheim, gelang es bereits vorher, am 06.10.1935, in die USA auszuwandern. Er lebte dann in Cambridge im Staat Wisconsin. Die Tochter Emilie Sofie, am 05.10.1913 ebenfalls in Kuppenheim geboren, verstarb bereits mit 30 Jahren am 27.01.1934 in Rastatt.

Es war typisch für die Juden in Kuppenheim und anderswo, dass sie zuerst ihre Kinder in Sicherheit brachten und erst später an ihr eigenes Überleben dachten. Viele hofften, dass das Unheil mit dem Nationalsozialismus, wie Ihnen die Jahrhunderte alte Judenverfolgung in Deutschland und Europa lehrte, irgendwann einmal zu Ende sein würde. Darüber hinaus wurde das Geld für die Ausreise knapp, zumal sie ab 1935 wegen der Berufsverbote keine Einkünfte mehr hatten und nur noch der Verkauf von Haus und Hof, vielleicht noch von Wohnungsinventar, Geld einbrachte.
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Friedrichstraße 86
7 Stolpersteine

für die Familien Herz und Schlorch

Semi Schlorch
wurde am 13.03.1889 in Obbach bei Schweinfurt geboren.
Am 14.07.1919 heiratete Semi Schlorch die in Kuppenheim, geb. Rosa Herz, Tochter des Samuel Herz und der Sara Maier aus Malsch. Die Eheleute hatten 3 Kinder: Günter, Ilse und Ludwig. Im 1. Weltkrieg diente Semi Schlorch seinem Vaterland als Frontkämpfer. Für seinen tapferen Einsatz erhielt er das Frontkämpferabzeichen. 1935 stiftete er mit Schwager Berthold Herz das Rundeisen für den Bau des Schlageter-Kreuzes. Schlageter war ein Freikorpskämpfer und wurde von politisch unterschiedlichen Gruppen verehrt. Im kulturellen Bereich war Semi Schlorch engagiert. So betätigte er sich von 1932 bis zu seinem von den Nazis erzwungenen Rücktritt als  Zweiter Vorstand des Musikvereins Kuppenheim. Von Beruf war Semi Schlorch Kaufmann und führte mit seinem Schwager Berthold Herz die über die Grenzen von Kuppenheim hinaus bekannte Eisenwarenhandlung Herz & Schlorch.“ Die Eisenwarenhandlung HERZ übernahm Semi Schlorch vom Schwiegervater Samuel HERZ. 1936/1937 verboten ihm die Nazis die Tätigkeit als selbständiger Einzelhandelskaufmann.

Nach dem Synagogenbrand vom 11.11.1938 kam Semi Schlorch in nationalsozialistische Schutzhaft ins KZ Dachau. Am 06.12.1938 kehrte er gebrochen, und zum absoluten Schweigen verpflichtet, nach Kuppenheim zurück. Im Zuge der Nazi-Kampagnen wie „Arisierung“ und „Judenbuße“ wurde das „Herz’sche Haus“ am 22. Oktober 1940 „entjudet“. An 22. Oktober 1940 wurde schließlich die ganze Familie Schlorch  (Semi, Rosa, Günter, Ilse, Ludwig) nach Gurs deportiert. Über das Sammellager Drancy bei Paris gelangte Semi schließlich  am 11.09.1942 mit Transport Nr. 31 ins KZ Auschwitz.  Dort ermordeten die Nazi-Schergen Semi Schlorch  wohl gleich nach der Ankunft. Von 1.000 Juden des Transportes Nr. 31 überlebten 1945 lediglich 3 KZ-Häftlinge.

Rosa Schlorch, geb. Herz, wurde am 10.08.1893 geboren. Mit ihrem Ehemann Semi Schlorch kam sie über Gurs und Drancy ebenfalls mit Transport Nr. 31 nach Auschwitz, wo auch sie ermordet wurde.

Ähnlich erging es Günter Schlorch, geb. am 26.05.1920. Günter war von Beruf Mechaniker. Am 16.01.1937 verzog er von Kuppenheim nach Pforzheim, kehrte jedoch am 27.01.1940 zu den Eltern zurück. Die Nazis verschleppten auch ihn nach Gurs. Dort erkrankte er Lungentuberkulose. Die Vichy-Behörden schoben ihn daraufhin ins Lager  Drancy ab. Mit Transport Nr. 24 deportierten die Nazis ihn schließlich am 26. 08.1942 nach Auschwitz, wo er wohl wegen seiner Erkrankung sofort vergast wurde. 

                                                                                                                                                                                              

Die Eltern Schlorch verstanden es, ihren jüngsten Sohn Ludwig (Louis),   geb. am 15.01.1929, im Lager Rivesaltes bei Gurs bei einem Kindertransport unterzubringen, und so kam er im März 1942 für kurze Zeit in das O.S.E.-Kinderheim Chäteau de Montintin. Obwohl er sich auf dem Speicher des Schlosses versteckte,gelang es den Behörden, Ludwig in das Lager Rivesaltes zurückzubringen, indem sie vorgaben, ihn zu seinen Eltern zu bringen.  Louis berichtete anlässlich eines Besuchs in Kuppenheim,  dass er die Lüge der Behörden nicht glaubte und das Ge­fühl hatte, dem Tode nahe zu sein. Als er seine Eltern (Semi und Rosa Schlorch) wiedersah, glichen sie lebenden Skeletten. Ludwig befand sich von September 1942 bis zur Befreiung durch die alliierten Truppen in einer Pension in der Nähe der spanischen Grenze, dann in einem staatlichen Internat und in der  technischen Hochschule in Beaulieux sur Dordogne, die nach außen hin als faschistische Schule galt, in der Lehrer und Schüler aber für die französische Resistance tätig waren. Ludwig wurde im Oktober 1946 im Alter von 17 Jahren von seinem 1940 nach USA ausgewanderten Onkel Berthold Herz  von Frankreich nach New York geholt.

Ilse Schlorch, geb. 29.12.1921, kam als 18-Jährige nach Gurs. Durch die Bemühungen einer Französin, Madame Pertrizier, welche für die YMCA (Young Men’s Christian) arbeitete. wurde sie aus dem Lager Rivesaltes befreit. lse Schlorch arbeitete zu­nächst legal bei einer französischen Familie in Le Chambon sur Lignon als Hauhalts- ­und Geschäftshilfe. Als die Deutsche Wehrmacht das unbesetzte Frankreich besetzte, rettete diese Familie Ilses Leben. Sie verbargen Ilse bei einer Verwandten in Marseille, wo sie sogar ihre Ausbildung zur Schneiderin beenden konnte. Nach dem Krieg ging Ilse zu dieser, mittlerweile „ihrer“ Familie nach Chambon zurück, wo sie ihren Mann Ernest Blau­stein kennenlernte und heiratete. llse lebte zunächst in Villeurbanne bei Lyon unter dem Namen Blaustein und später an einem anderen Ort, wo sie 1993 starb. Die Eltern von Semi Schlorch und Großeltern von Günter, Ludwig und Ilse, Samuel Herz, geb. 08.08.1861, und Sara Meier, geb. 11.04.1866, erlagen bald den Lagertorturen.

Ein  Delegierter vom Roten Kreuz berichtete über die erbärmlichen Zustände im Lager Gurs:
„Die Baracken hatten zumeist keine Fenster, so dass die Bewohner sich den ganzen Tag in völliger Dunkelheit befinden. Nur abends während weniger Stunden werden die spärlich vorhandenen elek­trischen Lampen unter Strom gesetzt. Die wenigen Waschgelegenheiten sind außerhalb der Baracken und sehr oft defekt, während der Kälte eingefroren. Auch die WC befinden sich draußen, als halb offene Verschlüge mit Kübeln, wie sie auf Bauplätzen zu sehen sind. Das Allerschlimmste ist der Lehmboden, der durch die vielen Regenfälle dieser Gegend und durch das viele Begehen in ein Schlammmeer verwandelt wurde, das vielfach ganz unpassierbar ist, so dass für die Alten und die Schwachen das Hinausgehen zur Unmöglich­keit wird. Die sich daraus ergebenden gesundheitlichen und hygienischen Zustände sind unbeschreiblich.“ Kälte und Unterernährung bei 600 Kalorien am Tag gaben vor allem den älteren Deportierten den Rest.“

Sie starben an Altersschwäche, Hunger und Verdruss, Samuel Herz am 29. Juni 1942 im Hospital von Perpignan und Sara Herz am 31. Dezember 1942 im Lager Nexon bei Limoges.

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