Stolpersteine Kuppenheim
Hier entstehen in Kürze neue Inhalte für die Website jüdisches Kuppenheim mit den Punkten:
Projekt Demnig
Hier wohnten
Entwicklung Stolpersteine
Stolpersteinlegungen ist aktiv
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Stolpersteine Zeichen des Erinnerns und der Mahnung
68 Stolpersteine wurden bisher in Kuppenheim in den Gehweg eingelassen, dort wo jüdische Mitbürger friedlich zu ihren Nachbarn lebten. Sie wurden von den Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt, vertrieben oder ermordet. Stolpersteine sind Zeichen des Erinnerns. Sie geben den Gedemütigten ihren Namen zurück und stehen für die Ermordeten und Vergasten als „symbolische Grabsteine“. Stolpersteine sind auch Mahnung gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Rassismus, aber auch Symbole für Toleranz, Frieden und Menschlichkeit.
Kooperation mit Schulen
„Wir sind sehr angetan von der großartigen Bereitschaft vieler Schulen in Kuppenheim und Umgebung, sich an Aktionen des Arbeitskreises und der umliegender Initiativen zu beteiligen, wie zum Beispiel bei Führungen auf dem „Jüdischen Friedhof Kuppenheim“ oder zum Thema „jüdisches Leben in Kuppenheim“.
Mehr als tausend Schüler nahmen an Konzerten, Lesungen und Vorträgen von...
Esther Bejarano (Mädchenorchester Auschwitz),
Dotschy Reinhardt (Sinti + Roma) oder
Kurt Salomon Maier (Gurs-Überlebender)
mit großer Anteilnahme teil“, so Heinz Wolf, Sprecher des Arbeitskreises.
„Lasst euch nicht von denen (den Rechten) über den Tisch ziehen. Seid wachsam, dass so etwas wie zur Zeit der Nationalsozialisten nie wieder passiert“, so die Mahnung der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano an die Schüler.
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Rechte Hetze und Verfälschung der Geschichte
In diesem Sinne verweist der Arbeitskreis Stolpersteine an die Tendenz rechts-populistischer Hass-Prediger und Geschichtsverfälscher wie Wolfgang Gideon, der das Beenden der Stolpersteinlegungen einforderte.
Der thüringische AfD-Politiker Björn Höke bezeichnete in seiner Dresdner Brandrede das Holcaust-Mahnmal in Berlin-Mitte als "Denkmal der Schande" und forderte eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad ".
Der AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland forderte vor begeistert klatschenden Zuhörern dazu auf, die frühere Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz „in Anatolien zu entsorgen“.
Die Parteikollegin Alice Weidel verteidigte dazu noch diese volksverhetzende Aussage. Gaulands Absicht, die deutsche Staatsbürgerin Özuguz wegen einer angeblich falschen Meinung symbolisch auszugrenzen, entspricht dem Vorgang, eine störende und überflüssige Person minderen Rechts dorthin zu bringen, wo sie hingehört, an einen rückständigen Ort außerhalb Europas, nämlich nach Anatolien. So etwas haben wir während der Diktatur des NS-Unrechtsregimes schon mal gehabt.
Es ist beschämend, dass die Staatsanwaltschaft Mühlhausen das Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen Gauland einstellte. Der Rechts-Populist Gauland konnte sich somit in seinen hetzerischen Aussagen bestätigt fühlen und unter dem Gejohle der Zuhörer in seiner „Vogelschiss“-Rede in Thüringen die NS-Zeit zu verharmlosen.
Unerträglich sind auch Alexander Gaulands Auslassungen zu "Vogelschiss-Rede", in der er die Nazi-Zeit als "Vogelschiss" in Deutschlands Geschichte relativierte.
Siehe auch Paul Sachses Essay: "6 Millionen - Für Salomon Lehmann, wider den Vogelschiss der AfD" in: VERANSTALTUNGEN - VORTRÄGE auf dieser website.
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Putzen gegen das Vergessen – Zeichen setzen gegen Antisemitismus April 2019
Kuppenheim. Der Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim hat in den vergangenen Jahren bereits siebenmal Stolpersteine gereinigt. Mit dabei waren: Werner-von-Siemens-Realschule, Favorite Werkrealschule, Freiwillige Feuerwehr. Für die diesjährige Reinigung konnten Muslime (Schüler und Erwachsene) aus Kuppenheim gewonnen werden. Nachdem der Sprecher des Arbeitskreises, Heinz Wolf, die Schicksale der Familien Emil Kaufmann und Hermann Kahn eindrucksvoll schilderte, machten sich die jungen Muslime eifrig daran, die Messingplatten zu säubern und zu polieren.
Was hat die Muslime zur Teilnahme an der Aktion bewegt?
Unsere Motivation liegt zusammengefasst im Islam. Der Prophet Mohammad lehrte, dass man der Gesellschaft, in der man lebt, dienen soll. Als Muslim darf man nicht einfach für sich leben. Die Nachbarn und Mitmenschen haben auch Rechte, die man beachten muss. In diesem Sinne haben sich die Muslime engagiert - und dies sicher nicht einmalig. Im kommenden Jahr soll eine weitere Putzaktion, mit dann noch mehr Teilnehmern, folgen.
Mit den Stolpersteinen gibt die Gesellschaft den gedemütigten, verfolgten und ermordeten Juden ihren Namen und ihre Würde zurück. „Das Schicksal der Familie Kaufmann hat mich sehr bewegt, zumal drei Frauen im KZ vergast wurden und die anderen ihre Heimat verlassen und fliehen mussten“, so Aleyna (15 Jahre). „Wir haben großes Interesse für die Geschichte während der Nazi-Herrschaft. Stolpersteine zu reinigen ist eine gute Sache. Wir wollen uns an die Kuppenheimer Juden erinnern“, meinen respektvoll Hasan (12) und Irem (16).
Der etwas ältere Rifat (25) bringt sein Mitgefühl zum Ausdruck. Für ihn ist es wichtig zu gedenken und interessant zu erfahren, wie die Juden vor den NS-Gräuel gelebt haben. „Wir sollen ein Zeichen setzen für Mitmenschlichkeit, dass wir uns nicht hassen, sondern lieben“. Für Tunahan (25) ist es eine bemerkenswerte Aktion, die zeigt, dass wir Brüder und Schwestern sind, egal welcher Religion wir angehören. Er gibt sich solidarisch mit dem Arbeitskreis Stolpersteine, für den das Erinnern und Gedenken an die ehemals jüdischen Mitbürger, der Einsatz für Toleranz und Verständnis für Minderheiten und Andersdenkende ganz wichtig ist.
„Hass und Ausgrenzung haben in einer aufgeklärten Gesellschaft nichts verloren,“ so Mahmut Pervaneli vom Türkischen-Schul-Elternverein. Gerne hat er, ohne zu zögern, die Zustimmung zur Stolpersteinlegung 2016 vor seinem Wohnhaus in der Friedrichstraße gegeben. Er wollte damit seinen Beitrag leisten, dass die Lebensgeschichte der Kuppenheimer Juden, die ihm vorher nicht bekannt war, für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt.
Für Paul Sache vom Arbeitskreis ist „dies ist ein Beispiel für gelungene Integration und bürgerlichen Gemeinschaftssinn. Es bleibt die Hoffnung, dass auch die letzten 15 Stolpersteine in Kuppenheim gelegt werden können und der Widerstand vonseiten eines Hausbesitzers aufgegeben wird.“
Junge Muslime sind eifrig dabei, Stolpersteine im Kuppenheim zu reinigen und damit ein Zeichen zu setzen gegen Antisemitismus, Hass und Intoleranz. Fotos AK Stolpersteine
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Bewegende Rückkehr an den Ort der Kindheit
Heinz Wolf vom Arbeitskreis Stolpersteine im Gespräch mit Zeitzeugen / Annäherungen an Ingelore Herz
Kuppenheim (mak) - „Sie saß da und weinte, sie war emotional total gerührt", erinnert sich Marlies Kickert an ihre Begegnung mit Ingelore Herz Honigstein im April 2008 im Kuppenheimer Friseurgeschäft „Figaro's". Im Februar 1940 war Ingelore Herz mit ihren Eltern in die USA emigriert, nun war sie mit ihren beiden Söhnen an den Ort der Kindheit zurückgekehrt. Heinz Wolf vom Arbeitskreis Stolpersteine unterhielt sich mit Marlies Kickert über diese Begegnung. Am 29. April wird für Ingelore Herz ein Stolperstein verlegt.
Ingelore Herz wurde am 27. Oktober 1924 in Kuppenheim geboren, ihre Eltern waren Berthold und Amalie Herz, geborene Hamburger. Als sie sechs Jahre alt war, fiel ihrer Tante Cora auf, dass das Mädchen nicht hören konnte. Daraufhin wurde sie von einem Therapeuten behandelt, der ihr Wort für Wort beibrachte: „Mit zwölf Jahren hat sie den ersten Satz gesprochen", berichtet Heinz Wolf über Herz. Deren Sohn Frank Stiefel hat seinen Debütfilm als Regisseur über ihr Leben gedreht. Die Dokumentation wurde auf zahlreichen Filmfestivals weltweit gezeigt, unter anderem im Jahr 2010 auf der Berlinale.
Nach der Reichspogromnacht 1938 nahmen die Diskriminierungen gegenüber Juden immer mehr zu, auch im ländlichen Raum, wie Heinz Wolf bei zahlreichen Gesprächen erfahren hat. In den vergangenen Jahren hat sich der Sprecher des Arbeitskreises Stolpersteine mit Kuppenheimer Zeitzeugen unterhalten, die meisten Gespräche wurden im Rahmen einer losen Serie im Badischen Tagblatt festgehalten. Die zunehmende Unterdrückung der jüdischen Mitbürger habe damals auch vor den Kindern nicht haltgemacht: „Teilweise wurden die Schüler sogar von den Lehrern angehalten, ihre jüdischen Mitschüler zu verprügeln, was auch vom Elternhaus nicht gestoppt wurde", erzählt Wolf. Ingelore Herz sei damals gehänselt worden, weil sie eine Jüdin und behindert war, dies sei auch im Film zur Sprache gekommen.
Sogar von ihren Lehrern angehalten, ihre jüdischen Mitschüler zu verprügeln, was auch vom Elternhaus nicht gestoppt wurde", hat Wolf erfahren. Herz sei damals gehänselt worden, weil sie Jüdin und behindert war, dies sei auch im Film zur Sprache gekommen.
Doch es sollte noch viel schlimmer kommen: Im Alter von 15 Jahren besuchte sie die Jüdische Schule für Taube am Wannsee und arbeitete zudem als Hausmädchen bei einer reichen Familie in Brandenburg, In der Nähe der Schule war eine Militärakademie, und als sie eines Abends zurück zur Schule wollte, wurde sie von zwei jungen Soldaten geschnappt und vergewaltigt.
Ingelore Herz wollte ihre Kindheit und Jugend in Deutschland vergessen und redete mit ihren Kindern nicht über diese Zeit. Doch als sie ein Seminar besuchte, das sich den Erfahrungen von Tauben während des Holocausts widmete, erzählte sie vor rund 500 Zuhörern, was ihr alles widerfahren war. Am Ende habe nicht nur sie geweint, sondern der ganze Saal, wie im Florida Jewish Journal zu lesen ist. Anlässlich des Fort Lauderdale International Film Festivals, auf dem im November 2009 erstmals ihr Film gezeigt wurde, berichtete die Zeitung über die einstige Kuppenheimerin.
Bis zu diesem Zeitpunkt wussten auch ihre beiden Söhne Frank und Lester nichts über die schlimmen Erlebnisse ihrer Mutter während der nationalsozialistischen Diktatur. Und so machte sie sich mit ihnen in die alte Heimat auf.
Ihr Vater hätte die Eisenwarenhandlung Herz & Schlorch in der Friedrichstraße betrieben, in dem Gebäude befindet sich heute das „Figaro's" von Thomas Krieg, dem Ehemann von Marlies Kickert. Sie war 1996 von Düsseldorf zu ihm nach Kuppenheim gezogen. Da sie früher bei der Lufthansa arbeitete und über ein gutes Englisch verfügt, habe ihr Mann sie zu der unerwarteten Besucherin gerufen: „Sie warzuvor auch im früheren Wohnhaus ihrer Eltern in der Murgtalstraße", berichtet Kickert. Auch durch diesen Besuch sei sie innerlich aufgewühlt gewesen.
Im Friseurgeschäft traf Ingelore Herz zufällig eine frühere Klassenkameradin, die sich gefreut habe, sie nach all den Jahren wieder zu sehen, „Die beiden hatten danach Briefkontakt, und auch ich habe im November Weihnachtsgrüße von ihr bekommen, das fand ich großartig", führt die 68-Jährige weiter aus. Es entwickelte sich ebenfalls ein Briefkontakt.
Ingelore Herz, die mehrmals verheiratet war und zuletzt den Nachnamen Herz Honigstein trug, starb am 1. Juli 2012. Was bleibt ist die 40-minütige Dokumentation mit dem Titel „Ingelore": „The Film changed both of our Lives" (der Film änderte unser beider Leben), schreibt Frank Stiefel auf eine Anfrage des Badischen Tagblatts. Der 69-Jährige erinnert sich in seiner E-Mail noch an eine Anekdote, die ihm seine Mutter über die Zeit in Kuppenheim erzählte: Ein Nachbar der Familie Herz habe sich nachts heimlich aus dem Haus geschlichen, um frische Eier vorbeizubringen, obwohl dies streng verboten gewesen sei.
Zur Verlegung des Stolpersteins für seine Mutter am 29. April kann Frank Stiefel nicht kommen, er habe davon bislang nichts gewusst, schreibt er.
Badisches Tagblatt BT, 02.03.2017, Markus Koch
Foto: Ingelore Herz mit ihrem Sohn Frank Stiefel auf einer Aufnahme vom November 2009. Heinz Wolf und Marlies Kickert tauschen sich über das Leben von Ingelore Herz aus, die im Frühjahr 2008 Kuppenheim besuchte.