Friedrichstraße 72
In der Friedrichstraße 72 lebte die Familie Heinrich Dreyfuß
Heinrich Dreyfuß, geboren am 16.10.1883 in Kuppenheim
Heinrich Dreyfuß und seine Familie mussten das Textilgeschäft in der Friedrichstraße 72 am 02.04.1927 verkaufen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren bis zu diesem Zeitpunkt geordnet. Das Ehepaar Heinrich und Erna Dreyfuß zogen nun in das städtische "Judenhaus" in die Murgtalstraße 17. Am 17.10.1938 stellten sie beim Bezirksamt Rastatt den Antrag auf Reisepass und Auswanderung nach England. Knapp vier Wochen später wurde Kuppenheim jedoch von den Nazi-Schergen heimgesucht (Reichspogromnacht am 10. November 2038).
Heinrich Dreyfuß wurde in Dachau (bei Prittelbach) ermordet. Vielleicht wurde ihm seine politische Einstellung zum Verhängnis, wie Kuppenheimer Zeitzeugen (die ihn gut kannten) verlauten ließen. Heinrich war gewerkschaftlich positioniert und politisch links (vielleicht sogar kommunistisch) eingestellt. Heinrich sagte auch seine Meinung, auch wenn es für ihn gefährlich werden konnte.
Heinrich war Mitglied im Arbeitergesangverein und in der Freiwilligen Feuerwehr. Deshalb hat sich die Freiwillige Feuerwehr Kuppenheim entschlossen, in Gedenken an den durch die Nationalsozialisten ermordeten ehemaligen Feuerwehrkameraden den ihm gewidmeten Stolperstein in der Murgtalstraße 17 im Jahr 2015 zu finanzieren und diesen zu gegebener Zeit auch zu reinigen.
Für Heinrich Dreyfuß legte der Arbeitskreis Stolpersteine bereits 2013 einen Stein in den Gehweg vor seinem letzten Zwangs-Zuhause (städtisches Judenhaus) in der Murgtalstraße 17. Der Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim möchte diesen Stein in die Friedrichstraße 72 verlegen, dort wo die Familie ihren ursprünglichen Lebensmittelpunkt hatte. Zwei weitere Steine für die Ehefrau (Juliane Dreyfuß) und die Tochter (Erna Dreyfuß) sollen ebenfalls in das öffentliche Trottoir eingelassen werden.
Juliane Dreyfuß, geb. Löb, wurde am 18.01.1879 in Philippsburg geboren. Am 07.08.1910 heiratete sie Heinrich Dreyfuß aus Kuppenheim. Juliane konnte am 06.03.1939, etwa drei Monate nach der Ermordung ihres Ehemannes Heinrich, nach London und später (1945) nach San Francisco (Kalifornien, USA) auswandern und sich vor den Nazi-Schergen in Sicherheit bringen.
Das Ehepaar hatte lediglich zwei Kinder:
Kurt Eugen Dreyfuß, geboren am 09.08.1911, verstarb vier Tage nach der Geburt
Erna Dreyfuß, geb. 27.09.1913. Sie konnte 1933 nach den USA auswandern.
Der Arbeitskreis beabsichtigt, den Stein von Heinrich Dreyfuß von der Murgtalstraße 17 (Judenhaus) in die Friedrichstraße 72 zu verlegen und mit zwei weiteren Steinen (Ehefrau + Tochter) zu ergänzen. Heinrich Dreyfuß musste seinerzeit das Wohn- und Geschäftshaus in der Friedrichstraße 72 verkaufen und wurde dann (zumeist mittellos) in das stadteigene „Judenhaus“ eingewiesen.